Samstag, 3. Juli 2010

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erzählen. So sagt man im Allgemeinen. Ich kann schon was erzählen, bevor die Reise überhaupt richtig angefangen hat!
Die beste Ehefrau von allen ist ja eine Meisterin im Organisieren. Im Falle eines Urlaubs bedeutet das, dass jede Information, die für die Reise notwendig oder auch nur im entferntesten interessant sein könnte, bereits mehrfach überprüft und gecheckt wurde. Sie verlässt sich auch nicht darauf, dass irgendwelche Daten ohnehin im Internet abrufbar wären, jeder Wissensschnipsel, der im Urlaub notwendig sein könnte, wird ausgedruckt und in einer eigenen Mappe abgelegt: Stadtpläne und Landkarten, Flugbuchungen, Hotel- und Mietwagenreservierungen, Kopien aller Reisepässe, im Voraus gebuchte Eintrittskarten, Versicherungsbestätigungen und Visa.
Besonders bei letzerem war meine geliebte Gattin besonders vorsichtig. Da unsere Kinder neue Reisepässe haben, hat sie sogar auf der amerikanischen Botschaft angerufen, um sich zu erkundigen, ob wir neue Visa benötigen. Wir waren ja letztes Jahr im April schon mal in den Staaten und die damals online ausgefüllten Visum-Anträge gelten zwei Jahre. Weil unsere Sprösslinge aber neue Pässe haben, mussten diese beiden Visa neu beantragen. Unsere nicht. Gelten ja noch ein Jahr. Dachten wir.

Am Donnerstag wurden wir vom Taxi am Flughafen abgesetzt, gaben unsere Koffer auf, nahmen noch ein gemütliches Frühstück ein (wir haben ja noch jede Menge Zeit), machten einen kurzen Besuch in einem Buchgeschäft (wir haben immer noch genug Zeit) und machten uns dann, knapp 45 Minuten vor Abflug auf den Weg zum Gate (jetzt wird’s dann langsam dringlich). Dort wurden wir erst mal vom netten Herrn nach unserer ersten Adresse in den USA gefragt, alles kein Problem, meine Frau hat ja alles griffbereit in der Urlaubsmappe. Nach einigen verzweifelten Versuchen, uns einzubuchen, verwies er uns an den Supervisor, weil es offenbar ein Problem mit unseren Visa gab. Nicht mit denen von den Kindern, nein mit unseren. Die waren nämlich nicht gültig. Der Herr Supervisor versuchte dann auch noch mal sein Glück, allerdings ebenfalls erfolglos. In der Zwischenzeit waren es nur noch knapp 25 Minuten bis zum geplanten Abflugszeitpunkt und wir waren immer noch nicht durch den Security-Check. 20 Minuten vor dem Abflug meinte der Supervisor dann nach weiteren Versuchen und Telefonaten, wir hätten nur die Möglichkeit, nochmal über das Internet das Visum zu beantragen, damit er uns durchlassen könne. O.K., alles kein Problem, wir sind ja aus der „Generation Internet“ (na ja, fast) und somit immer online (na ja, fast). Ich musste nur meinen Rechner aufdrehen, mich ins Internet verbinden, auf die Seite der amerikanischen Botschaft gehen und die Visa neu beantragen. Schon der erste Punkt dauerte knapp sehs Minuten und wenn man nur noch 20 Minuten bis zum Start hat, kommen die einem erschreckend lang vor.
Nachdem der Rechner dann endlich hochgefahren und einsatzbereit war, konnten wir endlich die Visa neu beantragen. Der nächste Schock traf uns dann, als die Webseite nach der Eingabe meiner Daten die Meldung „Mit diesem Reisepass ist eine Einreise in die USA nicht möglich!“ ausspuckte. In meinem Kopf spielte ich schon die Szenarien durch, mit denen ich einen neuen Reisepass erhalten könnte und meiner Familie drei oder vier Tage später nachreisen würde. Die schnell hinzugezogene Chefin vom Supervisor (ist das dann ein Super-Supervisor oder ein Hypervisor oder wie nennt man sowas?) blieb aber ganz cool und machte mich auf einen Tippfehler aufmerksam. Wie heißt’s so schön: Kaum macht man es richtig, funktioniert‘s auch schon! Einreisegenehmigung erteilt! Schnell noch mal das selbe bei meiner Frau (inklusive dem selben Tippfehler, aber wer kann einem das 10 Minuten vor dem Take-Off verübeln?), dann war’s soweit, wir bekamen unsere Bordingpässe und durften durch den Security-Check. Beim Boarding dann das nächste Problem, das System meinte bei meiner Frau, es läge wohl eine DOppelbuchung vor, sie durfte nach einigem Hin und Her aber trotzdem einsteigen. Des Rätsels Lösung war, dass der Herr am Schalter sich offenbar durch die Ähnlichkeit der Vornamen meiner besseren Hälfte und mir (Michaela/Michael) verwirren ließ und zwar korrekterweise vier Tickets ausstellte, je einmal für Philipp und Iris allerdings zwei Tickets für mich. Bevor jemand halblustige Kommentare abgeben möchte: Ich gebe zu, dass ich ein wenig abnehmen könnte, ich passe aber auch in der Economy-Klasse immer noch in einen Sitz, daher reicht mir auch ein Ticket!
Ein Stuart stellte dann erstaunt fest, dass wir doch vier Personen seien und konnte diesen Zustand auch im System nachziehen. Er meinte, dass sie ohne gültiges Ticket eigentlich gar nicht in den Flieger hätte gelassen werden dürfen aber da wir bereits vorausgegangen waren, hätte meine Göttergattin ohnehin niemand abhalten können, uns zu folgen.
Nachdem wir also alle an Bord waren, konnte es endlich losgehen. Im Bild ist Grönland zu sehen, dass offenbar überhaupt nicht so grün ist, wie der Name einen glauben lassen möchte...

In New York gab's dann die nächste Überaschung bei den Zoll- und Einreiseformalitäten. Zur Abwechslung aber eine positive. So einfach und schnell wie dieses Mal habe ich diesen Vorgang überhaupt noch nicht erlebt. Innerhalb von 15 Minuten hatten wir unsere Koffer vom Band geholt und waren auch schon durch alle Stationen durch, ein absoluter Rekord für uns...letztes Jahr in Miami waren es knapp 2 ½ Stunden...
Nach dem Anschlussflug nach Los Angeles, bei dem ebenfalls alles reibungslos klappte, landeten wir nach insgesamt 17 Stunden an unserem ersten Zielort. Noch schnell den Mietwagen abgeholt, ins Hotel gefahren, beim Burger King ein vorzügliches Abendessen eingenommen, einen schnellen Margarita in der Hotelbar und das war’s dann...ab ins Bett. Inzwischen war’s dann schon knapp Mitternacht, d.h. nach österreichischer Zeitrechnung kurz vor neun Uhr am Vormittag...da darf man schon ein wenig müde sein...

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