Samstag, 24. Juli 2010

Lost in Translation

Der vierte Buchstabe des griechischen Alphabeths - Delta (Δ) - wird in der Mathematik üblicherweise als Zeichen für eine Differenz, d.h. einen Unterschied verwendet. Bei der gleichnamigen amerikanischen Airline konnten wir feststellen, dass deren Name ganz vortrefflich gewählt wurde, denn der Flug von Los Angeles nach New York hat sich von allen Flügen unterschieden, die wir bis jetzt unternommen haben.
Ursprünglich für 09:00 angesetzt, hatte die beste Ehefrau von allen von Expedia, über die sie die Reise gebucht hatte, eine Reihe von Emails bekommen, in denen die Abflugzeit mal um 10 Minuten nach vorne und dann wieder um 15 Minuten nach hinten geschoben wurde. Die letzte Information war, dass der Flug am Mittwoch um 08:50 gehen sollte.
Da wir einerseits 90 Minuten vor Abflug am Flughafen sein wollen und andererseits nicht genau wussten, wie der Verkehr dorthin sein würde, standen wir bereits um 06:00 auf, räumten unser Zimmer und machten uns auf den Weg. 
Da nicht viel Verkehr war (zumindest für L.A.-Verhältnisse) legten wir die Strecke in knapp 30 Minuten zurück, retournierten unser Fahrzeug beim Autovermieter und fuhren mit dem Zubringerbus zum Terminal 3.
Dort angekommen - in der Zwischenzeit war es 07:15 - versuchten wir angesichts der schier endlosen Schlangen an den Schaltern unser Glück bei den Self-Check-In-Automaten, die hatten beim Flug von New York nach Los Angeles am Beginn unseres Urlaubs super funktioniert (im Gegensatz zu denen am Wiener Flughafen). Nach der Eingabe unseres Bestätigungscodes meinte das Gerät aber, wir sollten mit einem "Agenten" Kontakt aufnehmen, üblicherweise kein sonderlich gutes Zeichen. Der schaute sich unseren Zettel an und meinte dann kurz angebunden, dass die Abflugzeit von 08:50 auf 08:00 geändert worden war, wir zu spät dran seien, um noch einsteigen zu können, unseren Flug verpasst hätten und uns somit an die Abteilung "Special Service" für eine Umbuchung zu wenden hätten. Und das noch vor dem ersten Kaffee. Toll. Ganz toll.
Beim Schalter für "Special Services" waren dann - welch Überaschung - bereits ungefähr 20 Leute angestellt, bis wir an der Reihe waren, wuchs die Menge auf ungefähr 100 an...
Der Mitarbeiter erklärte uns, dass wir den Flug nur deswegen verpasst hatten, weil wir nicht bereits 2 Stunden vor dem Abflug am Flughafen gewesen waren, er würde uns aber trotzdem kostenlos neue Tickets ausstellen und uns für den Flug um 11:00 buchen...oh, wie nett. Nachdem unsere Koffer mit kleinen Barcode-Schleifchen versehen waren, trugen wir sie zur Abgabestelle, wo sie einer nach dem anderen auf das Band gehievt wurden und im Schlund des Durchleuchtungsgerätes verschwunden.
Danach stellte die beste Ehefrau von allen fest, dass der nette Herr Emmanuel am Schalter statt der versprochenen Maschine um 11:00 die nächste um 13:30 für uns gebucht hatte. Ich drängelte mich unter den bösen Blicken der wartenden Hundertschaft nochmal zu ihm vor, legte ihm unsere Bordkarten hin und erklärte die Sachlage. Er nahm die Tickets, klickte eine Weile auf seinem Computer herum, warf die Karten weg und druckte dann neue aus, diesmal korrekterweise mit 11:30 als Abflugzeitpunkt. Ok, er hatte vorher eigentlich von 11:00 gesprochen, aber so kleinlich bin ich nun auch wieder nicht.
Triumphierend ging ich zu meiner Familie zurück und wedelte voll Stolz mit den Bordkarten herum, meine Frau meinte allerdings nur trocken, ob ich auch wegen der Koffer gefragt hätte. Hatte ich natürlich...nicht. Also nochmal vordrängeln, böse Blicke, Sachlage erklären, Computer klicken, noch mehr klicken, noch mal klicken, dann gab er mir die Koffer-Tickets zurück und meinte, nun wäre alles in Ordnung.
Während der zweistündigen Wartezeit bemerkten wir, dass meine Frau als einzige bereits einen festen Sitzplatz hatte (5A) wir anderen aber nur einen "Seat Request", der laut Aussage der Dame beim Gate kurz vor dem Boarding gegen einen Sitzplatz umgetauscht werden würde.
Zu dem Zeitpunkt war die Abflugzeit von 11:30 auf 12:05 verschoben worden. Ein paar Minuten später stand dann 11:30 auf der Anzeigetafel, kurz danach kam dann eine Durchsage, dass wir erst um 11:50 fliegen würden, weil es zu viel Air-Traffic gäbe. Keine zwei Minuten später dann eine neuerliche Durchsage, dass wird doch um 11:20 fliegen würden, damit wie dem Stau entgehen würden. Dann wurden wir alle einzeln aufgerufen, und unsere "Seat Requests" gegen richtige Sitzplatzkarten getauscht. Die Karte meiner Frau sollten wir an Bord umtauschen, wir hatten nämlich drei Plätze in der 21. Reihe. Als es dann Zeit war, an Bord zu gehen, stellten wir erstaunt fest, dass die beste Ehefrau von allen einen Platz in der ersten Klasse bekommen hatte, wir anderen aber in der Holzklasse untergebracht waren. Nett wie wir waren, haben wir ihr aber gesagt, sie solle dort bleiben und den Komfort und das Essen genießen, wir würden auch mit trockenen Erdnüssen auskommen...
Nach einem ereignislosen Flug landeten wir ohne Probleme in New York, gingen zur Gepäckausgabe, warteten ein wenig...und dann noch ein wenig...und dann noch ein wenig länger und als das Band stehenblieb und keine Koffer mehr ankamen, wurden wir doch ein wenig unrund und fragten im Baggage Service Center nach. Die Dame war zwar höflich, ließ aber doch merken, dass sie eigentlich absolut keinen Bock mehr hatte zu arbeiten und die Kunden (hinter mir standen noch mal ungefähr 10 Personen) ihr furchtbar auf die Socken gingen. Sie hat aber dann doch herausgefunden, dass unsere Koffer sich in der Maschine um 13:30 befanden (so ein Zufall aber auch) und erst in zwei Stunden ankommen würden. Wir könnten also entweder warten oder einfach ins Hotel fahren, das Gepäck würden uns nachgebracht werden.
Wir zogen es vor, uns gleich ins Hotel zu begeben und schlafen zu legen, da wir von dem Tag vollkommen fertig waren.
Um sechs Uhr in der Früh (unserer inneren Uhr nach war es auf Grund des Zeitunterschieds zwischen Los Angeles und New York erst drei in der Nacht) riss uns das Telefon aus dem Tiefschlaf, einer der Hotelangestellten meldete uns, dass die Koffer eingelangt seien und sie jetzt auf's Zimmer gebracht werden würden. Super. Danke Emmanuel.

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