Dienstag, 19. Oktober 2010

Kochen mit Michael

Ich esse leidenschaftlich gerne. Das sollte inzwischen jedermann bekannt sein. Ich koche aber eigentlich auch gerne, nur habe ich viel zu selten Zeit dazu und außerdem ist die beste Ehefrau von allen zugleich die beste Köchin von allen und so fehlt mir meistens die richtige Motivation.
Jetzt im Moment koche ich aber gerade. Leider nicht am Herd, sondern nur innerlich! Vor Wut!


Ich habe eben ein Mail bekommen, mit dem mir mitgeteilt wird, dass ich eine Urheberrechtsverletzung begangen hätte, indem ich in einem Peer-To-Peer Netzwerk illegal Musikdateien ausgetauscht hätte und dass ich im Falle einer Verurteilung mit einigen Tausend Euro Strafe rechnen könnte, dass ich mich aber durch die Entrichtung einer kleinen Ablasszahlung von 100 € davon "freikaufen" könne. 
Das ganze kommt in einem ziemlich professionell aussehendem Email daher (keine Rechtschreibfehler, keine unleserlichen Sonderzeichen) und man wäre geneigt sofort zu mutmaßen, dass eventuell die Sprößlinge...aber halt...da steht was von einer IP-Adresse...seltsam, die kenne ich nicht, ich hab' eine fixe Adresse und die unterscheidet sich von der im Mail festgehalten...


Also schnell mal recherchiert und siehe da, es gibt den genannten Rechtsanwalt zwar und der ist wirklich auf Medienrecht spezialisiert, auf dessen Homepage steht aber schon, dass sie mit den Mails nicht das geringste zu tun haben und dass es sich dabei lediglich um den Versuch von Betrügern handelt, sich Geld zu ergaunern.


Interessant ist, dass die Web-Adresse, die im Mail angegeben ist, tatsächlich existiert und dass diese eine Kopie der korrekten Webseite des Anwalts ist...allerdings ohne den Hinweis auf die betrügerischen Mails... :)


Also: Mail löschen und vergessen!


Hier das Mail in seiner gesamten Schönheit:
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Guten Tag,

in obiger Angelegenheit zeigen wir die anwaltliche Vertretung und Interessenwahrung der Firma Videorama GmbH,
Munchener Str. 63, 45145 Essen, an.

Gegenstand unserer Beauftragung ist eine von Ihrem Internetanschluss aus im sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk
begangene Urheberrechtsverletzung an Werken unseres Mandanten. Unser Mandant ist Inhaber der ausschliesslichen
Nutzungs- und Verwertungsrechte im Sinne der §§ 15ff UrhG bzw. § 31 UrhG an diesen Werken, bei denen es sich um
geschutzte Werke nach § 2 Abs 1 Nr. 1 UrhG handelt.

Durch das Herunterladen urherberrechtlich geschutzer Werke haben sie sich laut § 106 Abs 1 UrhG i.V. mit
§§ 15,17,19 Abs. 2 pp UrhG nachweislich strafbar gemacht.
Bei ihrem Internetanschluss sind mehrere Downloads von musikalischen Werken dokumentiert worden.

Aufgrund dieser Daten wurde bei der zustandigen Staatsanwaltschaft am Firmensitz unseres Mandanten Strafanzeige
gegen Sie gestellt.
Aktenzeichen: 230 Js 413/10 Sta Stuttgart

Ihre IP Adresse zum Tatzeitpunkt: 84.190.31.155

Illegal heruntergeladene musikalische Stucke (mp3): 13

Illegal hochgeladene musikalische Stucke (mp3): 21
Wie Sie vielleicht schon aus den Medien mitbekommen haben, werden heutzutage Urheberrechtverletzungen
erfolgreich vor Gerichten verteidigt, was in der Regel zu einer hohen Geldstrafe sowie Gerichtskosten fuhrt.
Link:
Urheberrecht: Magdeburger muss 3000 Euro Schadensersatz zahlen

Genau aus diesem Grund unterbreitet unsere Kanzlei ihnen nun folgendes Angebot:
Um weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und anderen offiziellen Unannehmlichkeiten wie Hausdurchsuchungen,
Gerichtsterminen aus dem Weg zu gehen, gestatten wir ihnen den Schadensersatzanspruch unseres Mandanten
aussergerichtlich zu loesen.
Wir bitten Sie deshalb den Schadensersatzanspruch von 100 Euro bis zum 22.10.2010 sicher und unkompliziert
mit einer UKASH-Karte zu bezahlen. Eine Ukash ist die sicherste Bezahlmethode im Internet und
fur Jedermann anonym an Tankstellen, Kiosken etc. zu erwerben.
Weitere Informationen zum Ukash-Verfahren erhalten Sie unter:
http://www.ukash.com/de
Senden Sie uns den 19-stelligen Pin-Code der 100 Euro Ukash an folgende E-Mailadresse
videorama@rechtsanwalt-giese.info

* alternativ konnen Sie auch mit Paysafecard zahlen
Link:
http://www.paysafecard.com/de
Geben Sie bei Ihre Zahlung bitte ihr Aktenzeichen an!
Sollten sie diesen Bezahlvorgang ablehnen bzw. wir bis zur angesetzten Frist keinen 19- stelligen
Ukash PIN-Code im Wert von 100 Euro erhalten haben(oder gleichwertiges Paysafecard Coupon), wird der Schadensersatzanspruch offiziell
aufrecht erhalten und das Ermittlungsverfahren mit allen Konsequenzen wird eingeleitet. Sie erhalten
dieses Schreiben daraufhin nochmals auf dem normalen Postweg.

Hochachtungsvoll,
Rechtsanwalt Florian Giese


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Wie gesagt, den Anwalt Giese gibt's, http://www.rechtsanwalt-giese.info gibt's auch, die korrekte Adresse lautet aber http://www.rechtsanwalt-giese.de

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