Freitag, 22. Januar 2010

Don Doloro - Der Herr des Schmerzes

Keine Ahnung, ob es anderen auch so geht. Ich bin im Wartezimmer eines Zahnarztes immer wie paralysiert. Ich versuche mich durch intensive Lektüre der diversesten Zeitschriften - erstaunlich oft sind das Golf-Magazine - davon abzulenken, wo ich mich gerade befinde.
Mein Zahnarzt hat mich mal gefragt, ob ich eine Spritze haben möchte. Ha! Was ist das denn für eine Frage? Er soll froh sein, dass ich ihm ohne Injektion die Hand gebe! Bevor ein Zahnarzt mit seinen Folterwerkzeugen in meinen Mund hinein darf, will ich eine Spritze haben. Zum Glück ist meine Angst vor den diversen Bohrern und Häkchen wesentlich größer als meine Angst vor Nadeln. Sonst wüsste ich ohnehin nicht, was ich machen würde...vielleicht zuerst ein oder zwei Valium einwerfen, bevor er mir eine lokale Betäubung geben kann...oder gleich Vollnarkose?
Wenn ich dann kopfüber am Behandlungstisch liege, den Mund weit offen und seine Finger tummeln sich irgendwo tief im Rachen, dann fängt das übliche Spiel an. Ich kenne keinen Zahnarzt, der anders wäre. Alle sind unheimlich kommunikativ und stellen einem andauernd irgendwelche Fragen. Wie war's im Urlaub? Wie geht's Deiner Frau? Was machen die Kinder? Wie läuft das Geschäft? Hat jemand meinen Bohrer gesehen? Obwohl sich meine Lippen anfühlen, als ob sie eigentlich gar nicht vorhanden wären und meine Zunge zwischen dem Saugschlauch, dem Bohrer und seinen Fingern ohnehin kaum Freiraum zur Bewegung hat, versuche ich dann seine Frage zu beantworten aber sobald man versucht, ein unartikuliertes "Mhgrhlwggrl" herauszubringen, kommt es sofort wie aus der Pistole geschossen: "Nicht sprechen!". Wozu bekommt man denn die ganzen Fragen gestellt, wenn sie gar keine Antworten haben wollen? Wie soll ich denn den Gesundheitszustand meiner Frau beschreiben? Mit einem Kopfnicken? 
Naja, wie dem auch sei, jetzt sitze ich wieder mal im Wartezimmer des Zahnarztes und es ist wie immer. Herzrasen, erhöhter Blutdruck, Angstschweiß auf der Stirn, Bauchkrämpfe, zittrige Hände, weiche Knie...
Gleich wird er herauskommen...oh...es ist soweit...


Hr. Asteriou?
Ja?
Wir haben heute die fixe Zahnspange ihrer Tochter herausgenommen, ab jetzt bekommt sie eine, die nur in der Nacht getragen wird.
Super! Danke für die Information.
Ihre Frau soll einen neuen Termin für eine Überprüfung ausmachen.
Ich richte es ihr aus.
Gut. Schönen Tag noch.
Auf Wiedersehen!


Na, war ja gar nicht so schlimm heute...

Samstag, 16. Januar 2010

Kindheitstrauma

Wenn man der Psychoanalyse Glauben schenken darf, dann haben viele Verhaltensmuster eines Erwachsenen ihre Ursachen in der Kindheit. Eine oralen Fixierung z.B. kann durch eine kurze Stillphase verursacht werden. Ich frage mich nun, was in meiner Kindheit schiefgegangen sein könnte, woraus sich dann mein spezieller Drang entwickelt hat.
Nein, ich habe keinen Schuh-Fetischismus, ziehe keinen Lustgewinn aus dem Tragen von Frauenkleidern, gehe nicht in den Park um - nur mit einem Mantel bekleidet - alte Damen zu erschrecken und habe auch noch nie daran gedacht, Sex mit einem Meerschweinchen oder einem Goldfisch zu haben.
Was ich meine ist wesentlich harmloser: Ich habe eine Faible für Gadgets (auf deutsch eigentlich "Schnickschnack"), d.h. alle Arten von Geräten, die nicht unbedingt dem Fortbestand der Zivilisation dienen, sonder eigentlich Spielzeuge für - zumeist männliche - Erwachsene sind. Typische Beispiele dafür wären:

  • Handy
  • Smartphone
  • Laserpointer
  • Ferngesteuerte Modelle (Micro-Hubschrauber, Auto, U-Boot, ...)
  • Magnetische Stahlkugeln
  • u.s.w.
Grundsätzlich kann man sagen, dass alles, was auf den folgenden Websites zu finden ist, mehr oder weniger in die Kategorie "Muss man nicht unbedingt haben...ich will aber trotzdem" hineinfällt:
 Wie komme ich jetzt zu dieser Erkenntnis? Ganz einfach! Ich wurde letzte Woche von einem Bekannten gefragt, ob ich denn schon wieder ein neues Telefon hätte und ich musste zugeben, dass ich bei meiner aktuellen Neuerwerbung nicht widerstehen konnte. Ich bin dann mal die Liste der PDAs durchgegangen, die ich in den letzten Jahren mein Eigen nennen durfte...
  • HTC HD2, mein aktuelles Schmuckstück
  • Nokia N97
  • Apple iPhone 
  • Nokia E90
  • Vodafone VPA IV
  • Nokia 9500
  • TI Avigo
  • Sharp Zaurus
  • Psion 5mx
  • Apple Newton Message Pad 2000
  • Psion 5
  • Rex 6000
  • Apple Newton
  • Psion 3c
  • Psion 3a
  • Psion 3
Kann sein, dass ich die Reihenfolge zwischen dem Nokia 9500 und dem Psion 3c ein wenig durcheinander gebracht habe...der Rest stimmt so...manche Geräte hatte ich auch parallel zueinander oder alternierend im Betrieb...
Also entweder hab' ich als Kind zu wenig Spielzeug bekommen oder ich habe zu viel Filme mit James Bond, Mini Max, Simon Templar oder Maxwell Smart (der mit dem Schuh-Telefon) gesehen...

Mittwoch, 6. Januar 2010

Lebensmittelallergie?

Ich habe mich ja schon mal darüber geäußert, dass ich der Meinung bin, dass es bestimmte Lebensmittelzusätze gibt, die einen dazu bringen, dass man von manchen Nahrungsmitteln mehr zu sich nimmt, als von anderen.
Seit ungefähr Ende November ist mir aber noch was aufgefallen, das mir ein wenig Sorgen bereitet:
Lebensmittel können Allergien auslösen!
Ich habe seit den Feiertagen eine stetig zunehmende Schwellung über meinem Musculus rectus abdominis, die ich mir nur so erklären kann, dass ich augenscheinlich auf bestimmte Lebensmittel in höchsten Maße allergisch reagiere. Dabei wird auch der Kreislauf in Mitleidenschaft gezogen, die Folgen sind Kurzatmigkeit, beschleunigte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, schlechter Schlaf...wer weiß was sonst noch alles...
Deshalb verzichte ich seit vergangen Montag auf bestimmte Speisen, die ich offenbar nicht vertrage:
Kekse, Vanillekipferl, Lebkuchen, Kokosbusserl, Rumkokos etc.
Mal sehen, ob die Schwellungen und die restlichen Symptome  dann abklingen...

Samstag, 2. Januar 2010

Paris - Teil 4


Am Zahnarztstuhl, den Blick starr auf die Uhr gerichtet, scheinen die Zeiger sich im Schneckentempo von Zahl zu Zahl zu schleppen, während der liebe Onkel Doktor sich mit seinen Geräten an den Zähnen zu schaffen macht. Wenn man andererseits etwas Schönes erlebt, rast die Zeit nur so dahin.
Die Tage in Paris (klingt irgendwie wie der Titel eines französischen Films aus den Siebzigern) vergingen wie im Flug, der Kurzurlaub hat uns allen sehr gut gefallen.
Für den letzten Tag unseres Aufenthalts haben wir uns einen Besuch im Louvre vorgenommen. Dazu hatte meine liebe Frau auch schon die Adresse eines kleinen Tabakgeschäftes herausbekommen - angeblich ein Geheimtipp - bei dem man die Eintrittskarten kaufen kann ohne sich vor dem Museum anstellen zu müssen. So geheim kann der Tipp aber nicht gewesen sein, in der Schlange vor uns warteten nämlich ca. 200 Leute. Man bedenke: Dies war die Schlange vor einem Geschäft, welches als Geheimtipp gehandelt wird, nicht die Schlange vor dem Eingang zum Louvre selbst. Die war nämlich wesentlich länger als jene, die sich zwischen uns und unserem Ziel dahingewunden hat. Da wir nach ungefähr fünf Minuten um ebensoviele Plätze nach vor gerückt waren und somit alleine mit dem Kartenkauf locker zwei Stunden verbracht hätten, entschlossen wir uns dann doch, die Kultur links liegen zu lassen und uns lieber nach rechts, in Richtung Galleries Lafayette, zu wenden.
Dieses altehrwürdige Kaufhaus ist zwar wahnsinnig toll anzusehen (ein wunderschönes Jugendstil-Gebäude), was uns allerdings irritiert hat, war der Umstand, dass bei den meisten der ausgestellten Artikel kein Preisschild zu sehen war...gar kein gutes Zeichen. Wir entdeckten dann doch noch ein Paar Stiefelchen von Jimmy Choo (der aus der Serie "Sex and the City") um wohlfeile 1.500 €, aber zu meinem Glück sagte sowohl meiner Frau als auch meiner Tochter der Schnitt nicht zu...phu, Schwein gehabt...
Nach einem kurzen Abstecher in ein Cafe (die hatten dort eine leckere Crème brulée) sind wir noch ein wenig durch die Stadt gewandert, um dann endlich ein echt französisches Essen in einer echt französischem Brasserie zu uns zu nehmen. Man könnte annehmen, dass ich ein wenig essensgesteuert bin, aber das täuscht. Reiner Selbsterhaltungstrieb. Bei den von uns zurückgelegten Strecken ist ständige Nahrungszufuhr der einzige Hinderungsgrund gegen einen totalen Zusammenbruch...
Nach einer weiteren Wanderung (ich sag doch, dass wir andauernd gegangen sind) und einem weiteren Kaffee in einem Café (hab ehrlich nichts dazugegessen) sind wir dann über den Boulevard Saint-Germain in Richtung Champs-Élysées spaziert und dann nochmal bis zum Triumphbogen, wo wir zum letzten Mal die Metro Richtung Hotel nahmen.
Auf dem Weg von der U-Bahn-Station zu unserer Bleibe der vergangenen Tage holte uns dann doch noch der Regen ein, den wir eigentlich laut Wetterbericht während unserers gesamten Kurzaufenthaltes genießen hätten sollen...wäre nicht so toll gewesen...
Mit dem Taxi zum Flughafen, einchecken, Sicherheitskontrolle, wieder mal warten (zum Glück diesmal ohne Schlange und vor allem sitzend), ereignisloser Heimflug, sanfte Landung, kurze Heimfahrt und schon waren wir wieder zu Hause...

Was habe ich während meines Paris-Aufenthaltes gelernt:
  1. Wenn man nach Paris kommt, muss man auf unbedingt gutes Schuhwerk tragen, besonders dann, wenn man mit meiner Frau dort Urlaub macht
  2. Schlangen scheinen in Paris besonders beliebt zu sein, nicht nur dort, wo man sie ohnehin erwartet wie dem Louvre, dem Eiffelturm, Disneyland etc., sondern auch an Stellen, von denen man sie mit Sicherheit nicht vermuten würde: Vor dem Louis-Vitton- und dem Nespresso-Shop in der Champs-Élysées waren jeweils ca. 50-70 Personen angestellt, die darauf warteten, hineingelassen zu werden...
  3. Pariser sprechen nicht nur Französisch, sondern auch Englisch, wenn es sein muss. Das alte Vorurteil, dass sie nicht des französisch mächtige einfach ignorieren würden, stimmt offenbar nicht mehr.
  4. Ein generelles Rauchverbot in Lokalen führt nicht dazu, dass diese sofort schließen müssen, weil die Gäste ausbleiben, auch ein Volk, das so milde Zigaretten wie die Gitanes ohne Filter erfunden hat (Stichwort Beuschlreißer), funktioniert ohne diese lästigen Glimmstengel (ich hasse die Schreibweise "Glimmstängel", sieht echt furchtbar aus)
  5. Nicht nur die Finnen sitzen sofort im Freien, wenn die Temperatur über den Gefrierpunkt steigt, auch die Franzosen lieben das...
  6. Très bien bedeutet nicht "Drei Bienen" und Sortie ist kein besonders häufiges Fast-Food-Restaurant, auf das man im jeder Metro-Station hingewiesen wird.
Was ich immer noch nicht verstehe:
  1. Warum springen nach dem Landen fast alle Passagiere auf, um dann minutenlang dichtgedrängt im Gang des Flugzeuges zu warten, bis endlich die Türen geöffnet werden. Selbst wenn man als erster aus dem Flugzeug draußen ist (Hurra! Erster!), gibt es einen Preis dafür, wenn man als erster am Kofferband steht und auf sein Gepäck wartet?
  2. Warum springen sofort beim Boarden alle Leute auf, als ob im Flugzeug die Sitzplätze der Reihe nach vergeben werden würden und das Konzept von Platzkarten noch nicht erfunden worden wäre?
  3. Wie schafft man es, innerhalb eines Tages, in den Louvre hineinzukommen und dann auch noch Zeit zu haben, sich die Exponate anzusehen?